Stellungnahme des Bürgervereins zum Thema Radverkehr

Der folgende Offene Brief ging am 27. Mai 2017 an die Presse:

 

Erneut hat ein tragischer Unfall einer jungen Radfahrerin an der Ecke Ulmen-/Frankenstraße das Leben gekostet. Nach vorliegenden Informationen waren der Stadt diese und andere Gefahrenstellen seit langem bekannt und nichts wurde unternommen.

Der Bürgerverein Gostenhof – Kleinweidenmühle – Muggenhof und Doos Nürnberg e.V. fühlt mit den Angehörigen und Freunden des Opfers und fordert die politisch Verantwortlichen dieser Stadt auf, endlich für sicherere Radverkehrsverhältnisse zu sorgen. Es ist – auch in unserem Vereinsgebiet – nicht mehr hinzunehmen was da läuft bzw. unterlassen wird.
Nur ein paar Beispiele aus unserem Vereinsgebiet:

  • gefährliche Ampelschaltungen an manchen Stellen (z.B. an der Fürther Straße – Einmündung in die Obere Kanalstraße) mit entsprechender Gefährdung durch Rechtsabbieger.
  • Hier und an zahlreichen anderen Stellen ist durch Verschleiß und Bauarbeiten inzwischen auch die rote Markierung so gut wie verschwunden, welche die Aufmerksamkeit u.a. an gefährlichen Stellen erhöhen soll.
  • Die gesamte Radstrecke zwischen Plärrer und Fürth ist bis auf einige Meter eine einzige Zumutung, zumal sich hier Fußgänger und Radler auf engstem Raum ins Gehege kommen.
  • Häufige Ausfahrten und Menschen die aus Läden heraustreten sorgen unentwegt für gefährliche Situationen. Es ist deshalb auch nicht verwunderlich, dass zahlreiche Fußgänger sauer auf Radfahrer sind. Allerdings trägt hierfür die Mangelplanungs-Murks der bestimmenden Politiker die Verantwortung.
  • Entlang der QUELLE wird die unabsehbare Spekulationsdauer des neuen Besitzerkonsortiums zum Vorwand genommen, eine bauliche Verbesserung auf die lange Bank zu schieben.
  • Radwege werden ständig zugeparkt ohne dass dies in der Regel gebührenpflichtige Folgen hat , wie z.B. in der Willstraße.
  • In der für Radler freigegebenen Fußgängerzone zwischen Kernstraße und Mittlerer Kanalstraße müssen Radler durch ein Sammelsurium von Falschparkern, ständig kreuzenden Bedienungen der beidseitig aufgestellten Caféhaus-Tische und herumwuselnden Kindern fahren. Eine Alternative wäre die Nutzung der vierspurigen Straße, was auch nicht gerade jedermanns Geschmack ist.

Dies sind nur einige Beispiele aus unserem Vereinsgebiet.

Gerade ältere Menschen, die gerne mit dem Rad fahren würden, trauen sich dies nicht mehr, da der Autoverkehr nicht nur quantitativ sondern auch durch immer höhere Aggressivität eine Zumutung geworden ist.

Die Parole der Stadt „Nürnberg steigt auf“ ist zu einer hohlen Phrase verkommen. Der aktuelle Radverkehrsklimatest mit seinem verheerendem Ergebnis hat dies erneut bestätigt. Ein Witz, dass sich Nürnberg „fahrradfreundliche“ Gemeinde nennen darf. Dieser Titel sollte aberkannt werden.

Ohne ein konsequentes Umsteuern in der Verkehrspolitik zum Wohle aller – welches natürlich auch ein Zurverfügungstelen von Finanzen und Ressourcen – zur Voraussetzung hätte, ist eine Besserung bzw. ein Erreichen der gesetzten Ziele wie die Erhöhung des Radverkehrsanteils nicht möglich.

Andere Städte machen es im Positiven vor.

In Nürnberg träumen zu viele Politiker immer noch von der autogerechten Stadt der 60er-Jahre und manche denken fälschlicherweise, sie werden nicht mehr gewählt, wenn sie nicht so weiterwursteln wie bisher.

Johannes Potschka
Schriftführer

 

Die Nürnberger Nachrichten haben am 14.06.2017 berichtet.

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